Die Schweizer Regierung hat einen Versuch genehmigt, den Verkauf und Konsum von Cannabis zu legalisieren und die sozialen und wirtschaftlichen Vorteile einer Regulierung von Cannabisprodukten zu bewerten, berichtet CNBC. Ab diesem Sommer wird eine Testgruppe von 2.100 Zürcher Einwohnern die Möglichkeit haben, regulierte Mengen Cannabis für den persönlichen Gebrauch in Apotheken, Drogerien und sozialen Clubs in der Stadt zu erwerben.
Im Rahmen der Studie sollen die Teilnehmer alle sechs Monate einen Fragebogen zu ihren Cannabiskonsumgewohnheiten und gesundheitlichen Auswirkungen beantworten. Die Studie wird in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich durchgeführt. Barbara Burri, Projektleiterin bei der Gesundheitsdirektion der Stadt Zürich, sagte: “Die Idee ist es, robuste reale Beweise zu erhalten, die der politischen Entscheidungsfindung für eine neue Regulierung von Cannabis dienen.”
Züricherinnen und Züricher, die aktiv Cannabis konsumieren, volljährig sind, keine gesundheitlichen Probleme haben und nicht als Berufskraftfahrer tätig sind, können sich für die Teilnahme am Programm anmelden, heißt es in dem Bericht. Erhebungen zur öffentlichen Gesundheit zufolge hat etwa ein Drittel der Erwachsenen in der Schweiz Cannabis probiert. In Zürich, das mehr als 420.000 Einwohner hat, sind schätzungsweise 13.000 Einwohner regelmäßige Cannabiskonsumenten.
Weitere ähnliche Studien und Versuche mit öffentlichen und universitären Sponsoren sind in den kommenden Monaten auch in den Städten Basel, Bern, Lausanne, Genf, Biel, Thun, Olten und Winterthur geplant.
Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Legalisierung von Cannabis in Europa an Fahrt gewinnt. Es wird erwartet, dass Deutschland in den kommenden Wochen einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Marihuana vorlegen wird. Marihuana ist in Deutschland weitgehend entkriminalisiert, aber der Gesetzentwurf würde Cannabis als Betäubungsmittel deklassieren und Bürgern über 18 Jahren erlauben, bis zu 30 Gramm für den persönlichen Gebrauch mitzuführen. Außerdem wäre es den Einwohnern erlaubt, bis zu drei Marihuanapflanzen in ihren Häusern anzubauen, und Cannabisprodukte könnten in lizensierten Geschäften verkauft werden.
Frankreich führt ebenfalls ein Versuchsprogramm durch, das bis März 2024 abgeschlossen sein soll und 3.000 Patienten eine kostenlose Behandlung mit medizinischem Marihuana ermöglicht. Das Land lässt derzeit nur Medikamente aus Cannabis für medizinische Zwecke zu und verfolgt einen strengen Ansatz für den Freizeitkonsum. Die Politik des Landes hat sich jedoch gelockert. Im Jahr 2018 verabschiedete Frankreich neue Vorschriften, die die Strafe für den Besitz von Marihuana auf eine Geldstrafe von etwa 200 Euro reduzierten.